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AWACSS überprüft Wasser mit Antikörpern

von Matthias Franz

 


Anmoderation: Wie sauber sind eigentlich unsere Flüsse, Teiche und Bäche? Kann man das Trinkwasser aus unseren Brunnen auch ohne Bedenken trinken? Auf dem ersten Blick wirkt das Wasser häufig sauber und klar. Aber im Wasser tummeln sich manchmal Pesizide, Schadstoffe, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann. Bisher konnte man die Qualität des Wassers nur stichprobenartig in Labors überprüfen. In Tübingen hat jetzt eine Gruppe von Wissenschaftlern aus mehreren europäischen Ländern ein Gerät entwickelt, das die Wasserqualität automatisch überwachen kann. AWACSS heißt das Gerät, und Matthias Franz hat es im Einsatz beobachtet.

Geräusch: Autosampler

Was auf dem Tisch in einem Labor der Universität Tübingen steht, ist fast schon ein kleiner Roboter. Ist das Gerät einmal in Gang gesetzt, arbeitet es vollkommen selbständig. Mit einem elektronischen Surren bewegt sich ein grauer Arm über den Tisch, greift sich ein Reagenzglas und trägt es zu einem Schlauch. Autosampler – so nennen Tübinger Wissenschaftler den Roboter, und er gehört zu einem größeren Gerät, dem AWACSS, einem Gerät, das messen soll, wie viele Schadstoffe im Wasser sind. Was der Autosampler macht, das erklärt Günter Proll vom Institut für physikalische und theoretische Chemie:

Günter Proll: Dieses vollautomatisierte Gerät wird unsere Wasserprobe mischen mit einer Antikörperlösung. Die Antikörper-Moleküle tragen ein Farbstoff-Molekül, und über diese Farbe können wir Rückschlüsse ziehen: Wieviel an Pestiziden war denn in unserer Wasserprobe?

Der Autosampler pumpt also Wasser aus dem Fluss und gibt Antikörper mit Farbe dazu. Je mehr Farbe zu sehen ist, desto mehr Schadstoffe sind im Wasser. Ein Laser überprüft, wie viel Farbe im Wasser ist und gibt die Ergebnisse an einen Computer weiter. So funktioniert der AWACSS. Wissenschaftler aus Spanien, England, der Slowakei und natürlich aus Deutschland haben drei Jahre lang an diesem Projekt geforscht. Von der Europäischen Union gab es Fördergelder. Nachdem die Testphase jetzt beendet ist, soll AWACSS zur Anwendung kommen. Dr. Frank Sacher vom Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe, das auch am Projekt beteiligt ist:

Dr. Frank Sacher: Gewässer heutzutage in Europa sind belastet mit Arzneimitteln, hormonell wirksamen Stoffen, Industriechemikalien und Pestizide, und die Überwachung der Gewässerqualität ist von größerer Bedeutung sowohl für die Behörden, als auch beispielsweise für die Wasserwerke, die dieses Wasser dann für die Gewinnung von Trinkwasser nutzen.

Bislang sah die Überwachung so aus: Aus den Flüssen wurde Wasser entnommen, und dieses Wasser wurde in den Labors untersucht. Eine ständige Überwachung war so nicht möglich. Mit dem AWACSS soll alles anders werden: Das Gerät steht dann an einem Fluss, nimmt jede Viertelstunde eine Probe und analysiert sie selbständig. Behörden und Wasserwerke kontrollieren dann die Wasserqualität – ganz einfach über das Internet. Der Projektkoordinator Günter Gauglitz von der Universität Tübingen zeigt sich zufrieden.

Prof. Günter Gauglitz: Wir konnten ein Gerät entwickeln, das selbständig arbeitet, das die Möglichkeit hat, die Daten sofort an eine Zentrale zu übermitteln und dadurch hat man einen Geschwindigkeitsvorteil und hat eben kurze Warnzeiten.

Das kommt auch dem Trinkwasser zugute. Günter Proll:

Günter Proll: Kann man diese Flüsse nun kontinuierlich Tag für Tag auf ihren Schadstoffgehalt kontrollieren, so steigt die Sicherheit für unser Trinkwasser enorm – und das in unserer heutigen Zeit, in der die Schadstoffbelastung von Tag zu Tag zunimmt.


Kontakt: mail(at)matthias-franz(punkt)de
 

 

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